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Die Priorter Kirche - eine bauhistorische Skizze

Die Anfänge des geistlichen Lebens in Priort liegen bis dato leider im Dunkeln. Jedoch vermag es als gesichert angenommen werden, daß es bereits Ende des 14. Jahrhunderts ein Gotteshaus in Priort gegeben haben wird, da der Ort erstmals im Landbuch Kaiser Karls IV. figuriert, welches dieser aus fiakalischen und administrativen Gründen erstellen ließ, um sein neuerworbenes Territorium zu strukturieren. Etymolgisch leitet sich der Ortsname von der ursprünglich slawischen Form Prigard ab, welches zusammengesetzt aus dem Präfix  "Pri", das soviel wie "bei" bedeutet sowie aus dem Wortstamm -gard, dessen Bedeutung am besten mit "umwallter, befestigter" Ort wiederzugeben ist.  Da es sich mutmaßlich bei dieser Befestigungsanlage nicht um eine Burg im konventionellen Sinn gehandelt haben wird, sondern höchstwahrscheinlich um eine Motte, das heißt eine auf einem künstlichen Hügel errichtete Wehranlage, die zumeist aus Holz gefertigt wurde, finden sich von diesem Zeitzeugnis heutigentags keinerlei sichtbare Spuren mehr. Möglicherweise würden archäologische Grabungen mehr Erhellendes zu Tage fördern. Die Lehensmänner desAllodial-Rittergutes Priort stellten seit der ersten Nennung des Dorfes bis Ende 17. Jahrhunderts die Familie v. Priort (weiland noch: Pryerde)   

Die Frühzeit und der Ortsname

Nachdem auch Priort nicht von den kriegerischen Auseinandersetzungen und Verwüstungen im Zuge des  Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) verschont blieb, liegt die Vermutung nahe, daß die ursprüngliche Kirche, deren Existenz durch ein Kircheninventar von 1541, welches einen Kelch sowie ein Patem auflistet, zweifelsfrei belegt ist, entweder in dieser Zeispanne zerstört wurde oder spätestens während eines verheerenden Brandes Ende der 1670er Jahre den Flammen zum Opfer fiel. Denn bei dieser Feuerkatastrophe ist fast der gesamte Ort vollständig niedergebrannt.

Erst im Jahr 1745 sollte die neue Kirche, nachdem das Lehen Priort zweimal den Besitzer gewechselt hatte, wiedererichtet werden. Bauherr war der 1716 aus Frankreich emigrierte Jean-Jacques Digeon de Monteton (1701-1765), welcher dank der gut situierten Stellung seines Schwiegervaters, Francois Matthieu Baron de Vernezobre-Laurieux, in die Position versetzt wurde, 1742 sowohl das Gut zu erwerben, als auch drei Jahre später das Gotteshaus zu errichten. Die Familie Digeon de Monteton bekannte sich seit der Reformation dezidiert zum Protestantismus und ein älterer Zweig des Geschlechts war bereits unmittelbar nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) nach Magdeburg ausgewandert und hatte sich unmittelbar nach seiner Ankunft in preußische Militärdienste begeben. 

Bis zu dem Jahr 1934, als die Digeon v. Monteton durch die anhaltende Weltwirtschaftskrise gezwungen wurde, das fast zweihundert Jahre in ihrem Eigentum befindliche Rittergut zu verkaufen, hatte der jeweilige Gutsherr das Patronat über Kirche und Schule inne. Die letzte Patronatsherrin von Priort war Prinzessin Woizlawa-Feodora Reuß zu Köstritz.

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Fassade und Architektur

 

Die Kirche, wie sie sich dem Betrachter heutzutage erzeigt, hat seit ihrer Grundsteinlegung einige bauliche Veränderungen erfahren. Der quadratische Lehmfachwerkbau im Rokoko-Stil (sic!) beinhaltet eine Vielzahl von Besonderheiten aus der Epoche Friedrich des Großen. Angelegt als eine ausschließliche Saalkirche weist sie neben großflächigen Stichbogenfenstern einen Turm mit einer Schweifhaube auf, welche zusamt mit dem Westgiebel in die verbretterte Dachkonstruktion eingebunden ist. Auffallend ist in diesem Zusammenhang, daß das Dach zur Ostwand hin abgewalmt ist.

Die Kirchenglocken datieren aus dem Jahr 1920, nachdem die bisherigen im Zuge des Ersten Weltkrieges eingeschmolzen worden waren. Die große Stahlglocke enthält mit einem Durchmesser von 105 Zentimerter die Inschrift: "Priort 1920 - Ein feste Burg ist unser Gott", Die mit 89 Zentimeter Durchmesser etwas kleinere Glocke trägt die Gravur: "Lukas 18,41 - Was willst Du, daß ich Dir tun soll".

Der 1938 erbaute Eingang wurde von der Nordseite nach Westen hin verlegt, so daß man das Gotteshaus über den Windfang betritt, wobei man die nachträglich eingebaute Sakristei passiert. Die Kanzel, welche sich ursprünglich über dem Altar gegenüber des Westeingangs befand, ist nunmehr an der südlichen Außenwand aufgehängt. Die Empore erreicht man über einen kleinen Aufgang, der sich gegenüber der Sakristei befindet.

In einer Beschreibung des Kirchenbauamts aus den 1950er Jahren wurde der auf einem Engelsfuß stehende Taufstein als veritables Kunstwerk klassifiziert.

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Weiterführende Literaturempfehlungen:

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Beeskow, Hans-Joachim: Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises Falkensee, Lübben: Heimat Verlag Lübben, 2001, S. 102-105

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Debusmann, Christel: Kirchenansichten in der Gemeinde Wusteramark. Buchow-Karpzow, Dyrotz, Elstal, Hoppenrade, Priort, Wernitz und Wustermark, Lübben: Heimat Verlag Lübben, 2003, S. 62-71

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Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2005, S. 894

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Dijon de Monteton, Charles Philippe: Das Haus Digeon in Frankreich (1096-1856). Eine genealogische Studie im adelsrechtlichen Kontext des Ancien Régime, Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang Verlag, 2014

Entstehung und Erbauer des gegenwärtigen Kirche

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